So klappt die Gewindereparatur
Erste Hilfe bei abgerissenem Stehbolzengewinde oder bei Ärger mit abgebrochenen Schrauben
Im Idealfall fällt ein Gewinde nicht auf und erfüllt stillschweigend seine Aufgabe als Aufnahme für eines der unzähligen Teile oder Befestigungselemente an deinem Mofa. Anders sieht es aus, wenn sich eine Schraube nicht eindrehen lässt, festsitzt oder sogar abgebrochen ist. Dann belegt jedes Töfflimeitli und jeder Töfflibuebe die jeweiligen Muttern und Stehbolzen mit nicht jugendfreien Flüchen, denn die Gewindereparatur gilt als sehr aufwändig. Doch tatsächlich lässt sich diese Reparatur leichter bewältigen, als oft angenommen. Wir geben dir praktische Tipps und eine unkomplizierte Anleitung für das geschickteste Vorgehen.
Von festsitzenden Schrauben können nicht nur diejenigen ein Lied singen, die eine altehrwürdige Perle oder einen Scheunenfund restaurieren wollen, auch bei weniger betagten Fahrzeugen kann das Gewinde ausreissen oder eine Schraube abbrechen, sodass eine Gewindereparatur erforderlich ist. Glücklicherweise sind Reparaturen an Gewinden kein Hexenwerk, wenn du einmal verstanden hast, worauf es dabei ankommt. Wichtig sind geeignetes Werkzeug und Sorgfalt bei der Arbeit. Hast du bei dieser Tätigkeit etwas Übung, wirst du in Zukunft jede Gewindereparatur innerhalb kürzester Zeit erledigen können.
Keine halben Sachen!
Jedes Töfflimeitli und jeder Töfflibuebe wird zustimmen, dass überdrehte Gewinde oder abgerissene Stehbolzen zu den Dingen gehören, auf die man liebend gerne verzichten würde. Tatsache ist jedoch, dass solche Schäden jeden, der mit seinem Hödi regelmässig auf Achse ist, früher oder später erwischen. Zylinder-Stehbolzen, Zündkerzengewinde oder auch die Pedale & Fussrasten gehören zu den Bauteilen, die oft von einem Gewindeschaden betroffen sind.
Ist das Malheur passiert, ist bei unerfahrenen Schraubern zunächst guter Rat teuer. Ein Tipp vorweg, bevor wir dir hier erklären, wie eine Gewindereparatur in Eigenregie gelingt: Lasse dich nicht von Ratgebern zu irgendwelchen Provisorien verleiten. Nimm dir die Zeit für eine fachgerechte Reparatur und spare bei der Beschaffung des Werkzeugs und Zubehörs nicht am falschen Ende! Notlösungen erweisen sich in den meisten Fällen schon nach kurzer Zeit als anfällig und dann musst du ein zweites Mal ran. Doch Gewindereparatur ist nicht gleich Gewindereparatur. Welche Schritte erforderlich sind und welche Werkzeuge du bereithalten musst, hängt vom konkreten Schadensbild ab.
Oft kommt es beispielsweise vor, dass festsitzende Schrauben aus dem Aufnahmegewinde gelöst werden müssen. Dieser Schadensfall ist bei vielen Töffli-Reparaturen und bei jeder Restauration eines Oldtimers ein Thema. Erfahrene Schrauber behandeln solche Problemfälle mit Kriechöl und lassen es mehrere Tage einwirken.
In vielen Fällen muss zunächst eine abgebrochene Schraube entfernt werden, bevor die eigentliche Gewindereparatur ausgeführt werden kann. Möglicherweise war die Schraube bereits zu stark verrostet oder das Moment beim Anziehen war zu gross. Nach der gelungenen Gewindereparatur solltest du überlegen, ob du die zerstörte Schraube durch eine aus einem Werkstoff mit höherer Belastbarkeit ersetzt. Doch fangen wir zunächst mit dem benötigten Werkzeug und Zubehör an:
Was wird für die Mofa-Gewindereparatur benötigt?
Am einfachsten wird dir die Arbeit von der Hand gehen, wenn du dir einen Gewindereparatursatz besorgst. Diesen bieten Fachhändler für alle gängigen Gewindetypen und -grössen oder für spezielle Gewinde am Mofa (zum Beispiel für Pedale, Zündkerzen oder Stehbolzen) an. Diese praktischen Sets enthalten alles, was für die Gewindereparatur benötigt wird. Der Wermutstropfen: Für einen Gewindereparatursatz musst du etwas tiefer in die Tasche greifen, doch diese Investition lohnt sich! Du kannst die erforderlichen Werkzeuge aber auch einzeln kaufen oder möglicherweise von deinen Mofa-Freunden ausleihen. Passende Gewindeeinsätze gibt es für kleines Geld.
Du benötigst folgende Werkzeuge:
- Bohrmaschine mit passendem Spiralbohrer
- Gewindeschneider (auch Gewindebohrer genannt) in passender Grösse und Steigung
- Schneidöl
- Eindrehwerkzeug
- Gewindeeinsätze
- Zapfenbrecher
Falls eine abgebrochene Schraube zu entfernen ist, brauchst du zusätzlich:
- einen linksschneidenden Spiralbohrer
- einen linksschneidenden Gewindebohrer
- Körner und Hammer
- Kriechöl
- Feile
Linksschneidendes Werkzeug ist erforderlich, da Schrauben entgegengesetzt zum Uhrzeigersinn aus dem Aufnahmegewinde herausgedreht werden. Der Spiralbohrer sollte dabei deutlich dünner sein als die Schraube. Profis empfehlen den halben Durchmesser. Hat die Schraube beispielsweise 12 mm Durchmesser, wird sie mit einem 6 mm Spiralbohrer entfernt. Zuvor solltest du ein Kriechöl auftragen. Das wirkt als Rostlöser und im besten Falle sorgt es dafür, dass die korrodierte Verbindung gelockert wird. Damit du den Spiralbohrer genau mittig ansetzen kannst, ebne die Oberfläche an der Bruchstelle und markiere die Mitte mit dem Körner. Beim Herausbohren ist die Verwendung von Schneidöl empfehlenswert. Dann kommen Gewindebohrer und Eindrehwerkzeug zum Einsatz. Die Reibung zwischen den Materialien sorgt dafür, dass die Reste der Schraube mitgenommen werden. Im günstigsten Fall übersteht das Aufnahmegewinde diese Prozedur unbeschadet. Ist das nicht der Fall, erweisen sich Gewindeeinsätze als rettende Helfer in der Not.
Welche Vorteile bieten Gewindeeinsätze?
Sind Gewinde durch Verschleiss oder Überlastung 'ausgelutscht', lassen sich solche Schäden mithilfe von Gewindeeinsätzen beheben. Das sind Hohlzylinder mit Innengewinde, die in den beschädigten Werkstoff eingesetzt werden. Im Prinzip funktionieren diese Teile wie ein Dübel. Gewindeeinsätze werden auch als Gewindepanzerung bezeichnet. Diese Bezeichnung haben sie voll und ganz verdient, denn sie werden aus besonders belastbaren und korrosionsbeständigen Werkstoffen hergestellt. So eine Gewindepanzerung erweist sich bei Schrauben, die in relativ weichen Materialien, wie Buntmetall oder Kunststoff, Halt finden sollen, als besonders hilfreich.
Schadhaftes Gewinde aufbohren
Um die Bohrung vorzunehmen, solltest du die exakte Gewindegrösse kennen, diese ist in der Regel im Handbuch deiner Perle verzeichnet. Falls du das Handbuch deines Töfflis nicht parat hast, kannst du die Grösse auch mithilfe einer Gewindeschablone bestimmen. Danach richtet sich der Durchmesser der Kernbohrung, die du vornehmen musst. Mithilfe von Umrechnungstabellen suchst du danach den Spiralbohrer in der passenden Grösse aus.
Oder du berechnest den Kerndurchmesser mit folgender Formel:
Kernlochdurchmesser = Gewindedurchmesser - Gewindesteigung
Der nachfolgende Arbeitsschritt wird dir erleichtert, wenn du das Kernloch mithilfe eines 90°-Kegelsenkers mit einer Fase versiehst.
Gewinde nach der Reparatur möglicherweise besser als vorher
Viele Mofa-Besitzer scheuen vor einer Gewindereparatur in Eigenregie oder den Kosten für einen Gewindereparatursatz zurück. Doch die Angst vor möglichen Fehlern ist unbegründet. Mit etwas Geschick, Kraft und Sorgfalt lässt sich die Gewindereparatur problemlos erfolgreich erledigen. Oft hat eine Gewindereparatur zusätzlich den nicht zu unterschätzenden Vorteil: Die Gewindepanzerung sorgt bei der reparierten Schraubverbindung für mehr Stabilität und Zuverlässigkeit. Das heisst, im Vergleich zum originalen Zustand ist die reparierte Schraubverbindung besser als vor der Gewindereparatur. Die Kosten amortisieren sich, denn um professionell reparierte Gewinde am Mofa brauchst du dir lange Zeit keine Sorgen mehr zu machen.
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