Zylinder honen
Anspruchsvolle Feinbearbeitung für mehr Leistung
Zylindermodifikationen – Ein Blick in das Innenleben deines Töfflis
Der Kolben und Zylinder deines Töfflis sind für die optimale Versorgung des Brennraums mit frischem Luft-Kraftstoff-Gemisch verantwortlich. Auf der sogenannten Zylinderlaufbahn bewegt sich der Kolben gleichmässig auf und ab. Die Dynamik des Verbrennungsvorgangs sorgt zum einen dafür, dass der Kolben angetrieben wird. Zum anderen, zeitlich etwas nachgelagert, wird frisches Gemisch Richtung Brennkammer nachgeführt. Das Zusammenspiel von Kolben und Zylinder bildet das Herzstück eines jeden Töffli-Motors. Je passgenauer die beiden Teile zusammengefügt sind, desto grösser ist die Funktionalität und Leistungsfähigkeit dieser Baugruppe. Und genau an dieser Stelle setzt die bewährte Methode des Honens an.
Bei diesem Verfahren kommt spanabhebende Technik zum Einsatz, es wird also Material abgenommen. Ein spezielles Muster aus feinen Riefen wird auf der zuvor noch spiegelglatten Innenfläche der röhrenförmigen Zylinderkammer angebracht. Diese winzigen, mit dem blossen Auge kaum erkennbaren Vertiefungen führen zu einem besseren und gleichmässigeren Ölfluss. Die Laufeigenschaften des Kolbens werden so merklich verbessert. Das Honen ist also im wahrsten Sinne des Wortes der letzte Feinschliff – mehr Präzision geht nicht.
Das Verfahren im Überblick
Um die Zylinderlaufbahn mit der charakteristischen Kreuzschliff-Struktur zu versehen, kommt ein spezielles Hongerät zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein dünnes, zylinderförmiges Werkzeug, das mit einer flexiblen Achse ausgestattet ist. An dieser ist ein beweglich gelagerter Schleifstein angebracht. Unter Rotation wird dieses Werkzeug vertikal in die Bohrung des Mofa Zylinders eingeführt. Zusätzlich zu der gleichmässigen Drehung bewegt sich das fräsenähnliche Werkzeug beim Honen auf und ab. So entsteht ein gleichmässiger Abschliff. Das Ergebnis ist ein wenige Mikrometer tiefes Kreuzschliffmuster, dessen einzelne Haarlinien idealerweise in einem Winkel von minimal 35° und maximal 45° verlaufen.
Zylinder honen – Verschiedene Methoden zur erfolgreichen Motor-Optimierung
In der metallbearbeitenden Industrie unterscheidet man zwischen verschiedenen Methoden, einen Zylinder zu honen. Beim Langhubhonen, auch Ziehschleifen genannt, bewegt sich das Hongerät zusätzlich zur Rotation um seine eigene Achse auf der gesamten Länge der Bohrung gleichmässig nach oben und unten. Die gerade oder elliptisch angeordneten, sich kreuzenden Riefen kommen dabei durch das mehrmalige Überfahren der gleichen Stelle mit entgegengesetzter Vorschubrichtung zustande. Ein entscheidender Vorteil dieser Variante liegt in der äusserst geringen Wärmeentwicklung sowie in der Möglichkeit, auch Bohrungen mit geringem Durchmesser durchzuführen.
Im Gegensatz hierzu steht das Kurzhubhonen, welches ebenfalls unter dem Begriff Feinziehschleifen bekannt ist. Der Unterschied zum Langhubhonen liegt in der Hublänge und der Frequenz. Die Strecke, die das Werkzeug beim Bearbeiten des Zylinders zurücklegt, entspricht beim Kurzhubhonen nicht mehr der Länge des Werkstücks, sondern fällt um einiges kürzer aus. Die oszillierende Bewegung findet demnach nur noch im Inneren des Bauteils statt, da sich die Umkehrpunkte des Hongeräts zur Mitte hin orientieren. Das Ergebnis dieser Variante der Zylinderbearbeitung ist ein spezieller Sinusschliff, welcher auch als Super- oder Microfinish bezeichnet wird.
Ein innovativer Prozess, der statt auf das Verfahren der Zerspanung auf thermisches Abtragen setzt, ist das neuartige Laserhonen. Hierbei schmilzt ein präzise gesteuerter Laserstrahl die Oberfläche des Metalls und verdampft Teile des Materials, wodurch letztlich auch die charakteristischen Vertiefungen zustande kommen. Die entstandene ölhaltende Oberflächenstruktur sowie die durch den Schmelzprozess erzeugten verschleissfesten Schmelzkanten sorgen dafür, dass durch Laserhonen modifizierte Zylinderbauteile eine deutlich verlängerte Lebensdauer aufweisen.
Honen – eine anspruchsvolle Aufgabe für Profis
Während metallverarbeitende Firmen und Zylinderschleifereien zuverlässige Services rund um das Honen von Töffli Zylindern anbieten, können sich versierte Schrauber auch an der eigenhändigen Modifikation des Motorbauteils versuchen. Um das Honen in deiner eigenen Garage durchzuführen, benötigst du neben einem Hongerät auch Honöl sowie ultrafeines Schleifpapier und eine passende Metall-Bürste für das anschliessende Nacharbeiten. Für ungeübte Schrauber und Laien auf dem Gebiet der Metallbearbeitung ist diese Methode jedoch nicht geeignet. Nur Töfflibuebe und Töfflimeitli, die ein gewisses Expertenwissen beim Tuning von Mofas vorweisen können, sollten sich daran wagen, den Zylinder selbst zu honen.
Bei der Auswahl des Hongerätes solltest du auf eine Ausführung mit drei Armen und drei Schleifelementen setzen, da sich diese untereinander zentrieren: Das hat den Vorteil, dass sich die Schleifelemente von alleine an der Lauffläche des Zylinders ausrichten. Um das Hongerät anzutreiben, bietet sich ein leistungsfähiger Akkuschrauber an. Bei der Wahl des Schraubers solltest du darauf achten, dass das Gerät mit einer möglichst niedrigen Drehzahl arbeiten kann. Durch zügige, aber dennoch behutsame Auf- und Abbewegungen des Akkuschraubers entstehen schliesslich die charakteristischen, diagonal verlaufenden Riefen auf der Innenfläche der Zylinderkammer.
Fingerspitzengefühl ist gefragt
Die fein gekörnten Schleifsteine lassen sich mit der Oberfläche eines feinen 800er Schleifpapiers vergleichen, sind jedoch in ihrer Abtragsleistung nicht zu unterschätzen. In einer kurzen Zeitspanne sind sie in der Lage, einige Tausendstel Millimeter abzutragen, weshalb beim Honen des Zylinders Vorsicht geboten ist. Spätestens dann, wenn die bearbeitete Oberfläche in einem matten Look erscheint, solltest du die Arbeit mit dem Honwerkzeug beenden. Um das Honen deines Zylinders besser steuern zu können und ein Gefühl für den Abtrag des Werkzeuges zu erhalten, bietet es sich an, vor der eigentlichen Arbeit einige kurze Versuche und Experimente an Teststücken durchzuführen. Perfektionistische Töfflibuebe und Töfflimeitli können die modifizierte Zylinderlaufbahn ausserdem behutsam mit 1.000er Korundschleifpapier sowie einer feinen Metall-Bürste nachbearbeiten, um möglicherweise entstandene Grate auszugleichen. Bevor du die Bauteile nach der erfolgreichen Bearbeitung wieder an dein Töffli montierst, solltest du alle Komponenten grosszügig schmieren.
Bildquellen:
Motorrad-Motor wird maschinell gehont: © weerawat – stock.adobe.com
Laser bearbeitet Motorblock (3D Illustration): © Destina – stock.adobe.com
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