Bowdenzüge ölen und pflegen
Tipps für die Wartung und Instandhaltung
Wie du das vermeidest, welches Schmieröl für deine Züge ideal geeignet ist und welches spezielle Tool du dir unbedingt anschaffen solltest, das erfährst du in diesem Artikel.
Aufbau und Funktion von Bowdenzügen
Bowdenzüge gibt es schon über 100 Jahre. Ihren Namen verdanken Sie ihrem Erfinder, dem Iren Ernest Monnington Bowden. Seine Idee für einen „Mechanismus zur Kraftübertragung“ wurde 1897 patentiert. Die Züge für dein Töffli bestehen aus einer äusseren Hülle und einem Drahtseil, das in dieser Hülle verläuft. Eingebaut sitzen die Enden der Bowdenzughülle in einem sogenannten Gegenlager. Dadurch ist es möglich, mit dem Drahtseil Kräfte in einem fast beliebigen Radius zu übertragen.
Wenn du Bowdenzüge betätigst, stützt sich das Drahtseil am inneren Radius der Bowdenzughülle ab. Ohne die Hülle würde das Drahtseil nur Kräfte in gerader Linie übertragen können. Das bedeutet aber auch, dass das Drahtseil innen an der Aussenhülle reibt. Das ist der Grund dafür, dass die Hüllen und das Seil stark von Verschleiss betroffen sind. Das Seil besteht in der Regel aus verzinkten Stahldrähten. Durch die Reibung wird die Zinkschicht mit der Zeit abgetragen, sodass das Drahtseil rosten kann.
Je nach Ausführung wird die Bowdenzughülle durch einen spiralförmigen Flach- oder Runddraht verstärkt. Dieser Draht verhindert, dass die Hülle knickt. Seit einigen Jahren werden die Züge zusätzlich mit einem innenliegenden Kunststoffrohr aus Teflon oder PE ausgestattet, in denen das Seil verläuft. Das Kunststoffrohr reduziert die Reibung zwischen Bowdenzughülle und Seil.
Welches Öl eignet sich für die Wartung von Töffli Bowdenzügen?
Zum Ölen der Bowdenzüge an deinem Töffli kannst du nicht jedes Öl verwenden. Reine Pflanzenöle wie Sonnenblumen- oder Olivenöl eignen sich grundsätzlich nicht. Sie schmieren nur für eine kurze Zeit und verharzen schnell.
Sogenannte Kriechöle eigenen sich ebenfalls nicht zum Schmieren der Bowdenzüge an deinem Mofa. Sie werden zwar immer wieder empfohlen, es handelt sich jedoch nicht um Schmieröl. Der überwiegende Teil der Inhaltsstoffe ist flüchtig. Zudem enthalten diese Mittel Säuren, die Kunststoffe wie einen Teflon-Inliner oder die Aussenhülle selbst angreifen können. Du kannst sie aber gut verwenden, um schwergängige Züge wieder leichtgängig zu machen, denn Kriechöle lösen Rost und verdrängen Wasser. Nach der Verwendung von Kriechöl musst du aber die Züge immer mit einem Schmieröl einölen.
Zum Ölen von Bowdenzügen eignen sich säurefreie Öle am besten. Säurefrei sollte das Öl sein, damit es die Kunststoffe nicht angreift. Säuren können die Kunststoffe aufquellen lassen. Das Ergebnis ist ein schwergängiger und im Prinzip unbrauchbarer Bowdenzug. Synthetisches Getriebeöl oder Federgabelöl ist für das Ölen der Züge an deinem Töffli dagegen ideal. Auch PTFE- oder Silikonöl ist gut geeignet. Am einfachsten machst du es dir, wenn du ein spezielles Bowdenzugöl verwendest.
Bowdenzüge ölen – Schritt-für-Schritt Anleitung
Es gibt mehrere Methoden, wie du das Schmieröl in die Bowdenzüge bekommst. Drei unterschiedliche Herangehensweisen stellen wir dir nun etwas genauer vor. Du benötigst dafür folgende Werkzeuge und Hilfsmittel:
- Bowdenzugöl
- Bowdenzugöler (ein Spezialwerkzeug)
- Tücher
- Kopierpapier
- Klebeband
- eine leere Spritze / Tropfflasche
Hinzu kommt noch das Werkzeug, das du für den Aus- und Einbau benötigst. Der Ausbau ist der erste Schritt.
Schritt 1: Züge demontieren und auf Defekte prüfen
Vor dem Schmieren solltest du die Züge an deinem Töffli mit dem passenden Werkzeug ausbauen, damit du sie auf Defekte überprüfen kannst. Wenn sich einzelne Drähte des Seils gelöst haben, was häufig unmittelbar am Nippel passiert, solltest du einen neuen Zug einsetzen. Eine Reparatur ist dann nicht möglich. Auch wenn die Aussenhülle einen Knick hat, stark verbogen oder beschädigt ist, solltest du einen neuen Zug einbauen, denn in diesen Fällen ist eine Reparatur ebenfalls nicht möglich oder sinnvoll.
Methode #1: Papiertrichter
Wenn du zum Schmieren synthetisches Getriebeöl oder Federgabelöl verwendest, dann befindet sich das Schmiermittel meist in Flaschen oder Dosen mit einer grossen Öffnung. Um das Schmiermittel dennoch gezielt in den Seilzug zu bekommen, kannst du dir einen schlanken, spitzen Trichter aus einem Streifen Kopierpapier anfertigen. Der Trichter sollte etwa 7 bis 8 cm lang sein. Schneide die Spitze so weit ab, dass du den Trichter über den Nippel und die Endkappe der Bowdenzughülle schieben kannst.
Klebe den Trichter mit Klebeband rundherum an der Bowdenzughülle fest. Lege ein paar Tücher unter das andere Ende, damit auslaufendes Schmieröl sofort aufgefangen wird. Ziehe dann das Seil so weit wie möglich heraus und gib ein paar Tropfen Öl in den Trichter, am besten entlang des Seils. Warte einen Moment, bis es in die Bowdenzughülle gelaufen ist und bewege dann das Seil mehrfach rauf und runter. Wiederhole diesen Vorgang so oft, bis das Schmieröl am anderen Ende herausläuft.
Methode #2: Mit Spritze oder Tropfflasche Bowdenzüge schmieren
Etwas weniger aufwendig ist das Schmieren, wenn du eine leere Spritze oder eine Tropfflasche zur Hand hast. Ziehe die Spritze mit etwas Schmieröl auf oder fülle es um in die Tropfflasche. Dann nimmst du ein Tuch in die Hand und fasst mit diesem Tuch den Bowdenzug im Bereich der Endkappe an. Lege ein paar Tücher unter das andere Ende. Dann ziehst du das Seil heraus und gibst mit der Spritze oder der Tropfflasche ein paar Tropfen Öl in den Spalt zwischen Seil und Aussenhülle. Sobald das Öl in den Spalt gelaufen ist, bewegst du das Seil wieder auf und ab. Wiederhole den Vorgang wiederum so lange, bis das Schmieröl am unteren Ende ausläuft.
Methode #3: Bowdenzugöler – die elegante Methode
Ein praktisches Werkzeug zum Ölen mit Ölspray ist der Bowdenzugöler. Dieses Tool kostet nur ein paar Franken und ist immer wieder verwendbar. Ziehe das Seil zunächst aus der Aussenhülle heraus. Lege dann die Bowdenzughülle etwa bis zur Mitte in den Öler ein. Dann schraubst du die Klemmschraube von Hand so weit fest, bis die Gummieinlage im Öler die Bowdenzughülle und das Seil abdichtet. Dann schiebst du den Nippel bis auf das Gerät. Ein paar Tücher zum Auffangen des Öls solltest du auch bei dieser Methode unter das andere Ende legen.
An der Seite des Ölers befindet sich eine kleine Kunststoffscheibe mit einer Bohrung. In diese Bohrung steckst du das Sprührohr des Ölsprays. Sprühe zwei- bis dreimal kurz Bowdenzugöl in den Öler. Wiederhole diesen Vorgang, bis das Öl am anderen Ende herausläuft. Nimm den Öler danach ab und bewege das Seil so lange, bis kein Öl mehr ausläuft.
Schritt 3: Geölten Seilzug einbauen und einstellen
Nach dem Ölen solltest du alles überschüssige Schmiermittel von den Bowdenzügen abwischen. Danach kannst du die Bowdenzüge wieder einbauen und einstellen. Natürlich solltest du auch die Funktion prüfen. Damit ist die Wartung abgeschlossen. Ausbau, Kontrolle, Schmieren und Wiedereinbau dauern für einen Seilzug in der Regel nicht länger als 10 bis 15 Minuten.
Wie oft sollte eine Wartung durchgeführt werden?
Die Seilzüge an deinem Töffli solltest du regelmässig kontrollieren. Beispielsweise immer dann, wenn du dein Mofa putzt. Einmal jährlich zu ölen reicht in der Regel aus. Ein guter Zeitpunkt für die Wartung ist das Frühjahr, wenn du dein Mofa für die neue Saison vorbereitest. Für welche Methode du dich entscheidest, bleibt deinem Geschmack überlassen. Jedoch machst du dir diese Arbeit mit dem Bowdenzugöler mit Sicherheit am einfachsten.
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