Der Töfflihelm
Frisurenkiller, Lebensretter und modisches Accessoire
Töfflihelm: Sargnagel oder Lebensretter
1961 wurde in der Schweiz die neue Fahrzeugkategorie „Motorfahrrad“ eingeführt. Und von da an ging es stetig bergauf. Diese neue Klasse der Töfflis, wie sie schon bald liebevoll genannt wurden, fand sehr schnell ihre Anhänger. Nicht nur bei den nach Freiheit und Unabhängigkeit strebenden jungen Töfflibuebe und Töfflimeitlis waren Piaggio, Sachs, Zündapp & Co. sehr beliebt. Auch für Arbeiter und den „kleinen Mann“ stellte die neue Fahrzeugklasse eine Möglichkeit dar, sich endlich preiswert und vor allem motorisiert fortzubewegen. Denn das Auto war noch lange nicht für jeden erschwinglich. Erste kleinere Dellen bekam der Töffli-Boom durch die Ölkrise und dem damit zusammenhängenden Benzinpreisanstieg in den 1970ern. Dennoch führte der folgende generelle wirtschaftliche Aufschwung dazu, dass viele irgendwann auf das erste eigene Auto umsteigen konnten. Die Einführung der Helmpflicht im Jahr 1981 stellte dann eine weitere Zäsur dar, die dem Töffli-Hype beinahe ein jähes Ende bereitet hätte.
Einführung der Helmpflicht – Lieber laufen als die Frisur ruinieren
Töfflibuebe und Töfflimeitli waren es gewohnt, dass der entstehenden Slow Riding Culture heftiger Gegenwind aus der Politik entgegenbliess. So sollte das „unnötige Umherfahren“ verboten werden. Immer wieder kam es zu landesweiten Verkehrskontrollen, die speziell die Töfflifahrer und deren Gefährte im Fokus hatten. So empfanden viele Töfflibuebe und Töfflimeitlis die Verpflichtung zum Mofahelm als eine weitere Drangsalierung, schliesslich bedeutete der Mofahelm doch den sicheren Tod einer jede Meitli-Föhnwelle und das Waterloo eines jeden männlichen Vokuhila-Haarschnittes.
Ausserdem störte der Töfflihelm nicht nur während des Mofafahrens. Auch wenn man den Hobel abgestellt hatte, musste man das Ding irgendwo aufbewahren oder mit sich rumtragen. Das ging ja mal gar nicht! Deswegen liessen viele Töfflibuebe und Töfflimeitlis den Hobel stehen und nutzten den Öffentlichen Personennahverkehr. Ein erstaunlicher Nebeneffekt der Helmpflicht war übrigens, dass deutlich weniger Töfflis gestohlen wurden, denn jeder Töfflifahrer der ohne Mofahelm unterwegs war, war den Ordnungshütern von vornherein suspekt. Und welcher Dieb hat schon einen Helm dabei, wenn er auf Raubzug geht?
Die Exekutive setzte die Helmpflicht humor- und kompromisslos durch. Egal wie man zu der Verpflichtung zum Tragen des Mofahelms steht, die nackten Zahlen geben den Befürworten recht, denn der Töfflihelm zeigte Wirkung. Gegenüber den Vorjahren sank die Rate der Todesopfer im Strassenverkehr deutlich. Und das bei einer stetig wachsenden Verkehrsdichte und steigenden Einwohnerzahlen. Allerdings ist für viele nicht erwiesen, dass sich dieser Rückgang einzig auf die Helmpflicht zurückführen lässt.
Die gesetzlichen Bestimmungen
Der Gesetzestext ist eindeutig: „Gemäss Art. 3b Abs. 1 der in der Schweiz geltenden Verkehrsregelnverordnung (VRV) müssen Fahrzeugführer und Mitfahrer von Motorrädern, ob mit oder ohne Seitenwagen, von Leicht- und Kleinfahrzeugen und / oder dreirädrigen Motorfahrzeugen, sowie die Fahrzeugführer von Motorfahrrädern (wie schnellen E-Bikes oder Mofas / Töfflis) während der Fahrt geeignete Schutzhelme tragen.“ Als „geeigneter Schutzhelm“ galt lange Jahre ausschliesslich ein Motorradhelm, der den Anforderungen des UNECE-Reglement Nr. 22 entsprach. Allerdings wurden die Vorschriften der Helmpflicht 2019 etwas gelockert und angepasst. Gemäss Art. 3b Abs. 3 der bereits oben erwähnten Verkehrsregelnverordnung genügt seitdem auch ein Velohelm, der nach der Norm SN-EN-1078 geprüft worden ist.
Welche Töfflihelme sind gemäss Helmpflicht erlaubt? Welche nicht?
Nun ist er da, der Zwang zum Mofahelm. Seit fast 40 Jahren. Und dennoch erlebt das Töffli seit geraumer Zeit eine wahre Renaissance. Der Töfflihelm ist heute beileibe nicht mehr der verhasste Frisurenkiller, der Mofahelm hat sich als wichtiges Accessoire etabliert. Man hat längst erkannt, dass der Töfflihelm Leben rettet. Aber welche Helme darf man tragen? Und welche Helme passen zu deinem Mofa-Outfit? Wir klären auf.
Der Jethelm:
Den Jethelm bezeichnet man gerne als ¾-Helm oder Halbschalenhelm. Allerdings hat sich die Bezeichnung Jethelm durchgesetzt, da seine Form an die Kopfbedeckung von Jetpiloten erinnert. Fest steht, dass er ziemlich cool aussieht. Aber Vorsicht: nicht jeder Jet-Töfflihelm erfüllt die gesetzlichen Vorgaben vollständig. Um der Busse von 80 Franken zu entgehen, muss dein Jethelm Ohren, Stirn und Nacken schützen. Viele Modelle schützen nur den Bereich oberhalb der Ohren und des Nackens, solche Jethelme sind nicht zugelassen.
Der Integralhelm:
Ein Integralhelm ist quasi die Vollkaskoversicherung für den Schädel. Hier sind alle Bereiche des Kopfes geschützt. Auch die Kinnpartie. Eine besondere Bauart des Integralhelms ist der Klapphelm. Das ist nichts anderes als ein Integralhelm, der eine klappbare Kinnpartie hat. Vorteil: Bei einem Unfall lässt sich der Töfflihelm besser abnehmen, auch für Brillenträger ist diese Art Mofahelm deutlich praktischer.
Der Topfhelm:
Wenn man eine Suchmaschine beauftragt, nach dem Begriff Topfhelm zu suchen, dann kommen erstaunliche Ergebnisse zutage. Dann findest du nicht etwa den passenden Töfflihelm, vielmehr bietet die das Netz alle Informationen und Kaufvorschläge für Ritterhelme an. Sicher wäre es cool, auf dem Hödi mit einem Ritterhelm über die Serpentinen zu dengeln. Aber da es im Mittelalter noch keine ECE-Norm gab, scheidet diese Kopfbedeckung als Töfflihelm aus. Sicher hast du bei dieser Art des Helms an etwas ganz anderes gedacht, nämlich die coolen Helme für Chopper im Military-Look. Leider darfst du die meisten Topfhelme nicht als Töfflihelm nutzen, ohne dass dir dabei eine Busse droht. Denn leider erfüllen sie in der Regel nicht die Vorgaben der UNECE-Norm Nr. 22. Auch wenn dieser Helm ideal zu deinem Mofa-Outfit passt, wenn du auf einem Töffli-Oldtimer unterwegs bist.
Die Qual der Wahl: Welcher Töfflihelm passt zu meinem Mofa-Outfit?
Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich trefflich streiten. Aber ansonsten seid ihr bei der Wahl eures persönlichen Mofa-Outfit völlig frei. Gleich welche Farbe, ob mit oder ohne Visier, mit oder ohne Sonnenblende, eure Entscheidung. Bist du als Crosspilot im Gelände unterwegs, dann sollte der Look erstmal zweitrangig sein. Da es im Racing- oder Crosssport häufiger zu Stürzen kommt, solltest du dich für einen speziellen Motocrosshelm entscheiden, denn der schützt dich garantiert. Egal für welchen Helm du dich entscheidest, in Kombination mit coolen Accessoires wie Fliegerbrillen, Gesichtsmasken und Schals oder Halstüchern hast du die Möglichkeit zum Feintunig an deinem Mofa-Outfit.
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Bildquelle Mann in 70-Jahre Outfit: © Peter Kim – stock.adobe.com
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