Das Zündkerzenbild
Den Zustand deines Töfflis mit einem Blick überprüfen?
Fehlt es nicht jedem Töfflimeitli und jedem Töfflibuebe gelegentlich an Zeit oder Motivation für einen Einsatz in der Schrauberwerkstatt? Dabei kann es ganz einfach sein, drohende Komplikationen im Bereich des Motors bereits im Anfangsstadium zu erkennen und mit vergleichsweise geringem Aufwand zu verhindern. Für die Analyse brauchst du nicht einmal die Werkstattkluft überzustreifen, denn zum Glück gibt es ein simples Verfahren, um zu checken, ob das Kraftstoff-Gemisch und die Luftzufuhr bei deinem Mofa optimal eingestellt sind.
Für die erstaunlich genaue Diagnose ist es lediglich notwendig, die Zündkerze herauszuschrauben und die Farbe der Elektroden zu beurteilen. Bei Zweitaktern lässt sich am Aussehen und Zustand der Zündkerzen vieles erkennen, wenn man einmal begriffen hat, was das Zündkerzenbild verrät. Diese Methode ist auch für Schauberlehrlinge, talentierte Laien und selbst für blutige Anfänger sehr einfach zu erlernen und zu beherrschen.
Was du über Wärmewert und Funktion der Zündkerze wissen solltest
Aufgabe der Zündkerze ist es, das vom Vergaser bereitgestellte Kraftstoff-Luft-Gemisch im richtigen Moment zu zünden. Der Zündfunke entsteht zwischen der keramisch isolierten Mittelelektrode und der am Gewinde fixierten Masseelektrode. Bei laufendem Motor ist dieses unentbehrliche Bauteil extremen Temperatur- und Druckschwankungen ausgesetzt. Damit es dabei nicht zerstört wird und die Zündung einwandfrei funktioniert, muss für jeden Motortyp die passende Kerze ausgewählt werden. Nicht nur die geometrischen Abmessungen, sondern auch der Wärmewert, der für die maximale Betriebstemperatur steht, muss stimmen.
Die Betriebstemperatur spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Startet der Motor, muss in kürzester Zeit die Mindesttemperatur von 400 °C erreicht werden. Diese Temperatur ist zum Freibrennen erforderlich. Ob das einwandfrei funktioniert, erkennst du am einfachsten und zuverlässigsten am Zündkerzenbild. Bei zu niedrigen Temperaturen bilden sich unerwünschte Ablagerungen. Das heisst, es kommt zum Verrussen und zu Zündaussetzern. Zu hoch darf die Betriebstemperatur ebenfalls nicht sein. Die sogenannte Glühgrenze liegt bei 900 °C. Oberhalb dieses Wertes können Selbstzündungen ausgelöst werden, die sich als Klopfen des 2-Takt-Motors bemerkbar machen. Sie können zu ernsthaften Schäden an dem Aggregat deines Sachs-, Piaggio oder Zündapp-Töfflis führen.
Zündkerzen-Färbung und Diagnose
Damit du einen Überblick bekommst, welche unterschiedlichen Zündkerzenbilder es gibt und was bei welcher Farbe im Einzelfall zu tun ist, sehen wir uns die unterschiedlichen Varianten an, die typischerweise auftreten. Wenn du das Zündkerzenbild überprüfen möchtest, solltest du zunächst 3-4 Kilometer fahren, um die erforderlichen Betriebstemperaturen zu erreichen. Nach dem Abkühlen schraubst du die Zündkerzen heraus, um Farbe und Zustand zu kontrollieren.
Rehbraun wie Bambi: das ideale Zündkerzenbild
Sind die Elektroden rehbraun, kannst du zufrieden sein und musst nichts unternehmen. Der Wärmewert ist passend, der Abstand der Elektroden ist korrekt, der Motor deines Hobels arbeitet einwandfrei und das Gemisch ist optimal zusammengesetzt. Falls du dich nicht so genau mit Farbbezeichnungen auskennst: Als rehbraun wird ein mittlerer, angenehmer Braunton bezeichnet. Erinnerst du dich an den Zeichentrickfilm Bambi? Die Fellfarbe des süssen Rehleins kann dir bei der Zündkerzenbild-Untersuchung als Orientierung dienen.
Schwarze Russschicht
Findest du im Bereich der Elektroden schwarze, trockene Ablagerungen vor, ist das ein Indiz für ein zu fett eingestelltes Gemisch. In diesem Falle wird der wertvolle Kraftstoff nicht vollständig verbrannt und der Russ lagert sich als trockene Schicht ab. Diese mangelnde Selbstreinigung erfordert kein sofortiges Eingreifen. Weil der Mofa-Motor in diesem Falle nicht volle Leistung erbringt und der Verbrauch unnötig hoch ist, solltest du trotzdem möglichst bald aktiv werden. Hast du möglicherweise Kerzen mit falschem Wärmewert gekauft? Um unnötige Arbeit zu vermeiden, solltest du das im ersten Schritt überprüfen. Ist das nicht die Ursache, kommen als weitere Fehlerquellen ein falsch abgestimmter Vergaser oder ein verschmutzter Luftfilter in Frage.
Nasse, ölige Ablagerungen
Umgehend solltest du reagieren, wenn du nasse, fettige Ablagerungen vorfindest. An so einem Zündkerzenbild erkennst du ein viel zu fettes Gemisch. Mögliche Ursachen sind – wie beim vorher beschriebenen Bild – ein überlaufender beziehungsweise falsch abgestimmter Vergaser oder ein verstopfter Luftfilter. Steigt zusätzlich Qualm aus dem Motor auf, ist mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit ein defekter Wellendichtring im Spiel.
Grau-Weisses Zündkerzenbild ohne Ablagerungen – Alarmstufe Rot für dein Töffli!
Entdeckst du nach mehreren Kilometern Fahrt bei der Kontrolle der Kerze keinerlei Ablagerungen, musst du sofort handeln. Für unerfahrene Schrauber mag so ein blitzblankes Zündkerzenbild ohne Färbung möglicherweise positiv erscheinen. Doch der schöne Schein trügt: Dieses Zündkerzenbild weist auf eine zu hohe Betriebstemperatur hin.
Noch lauter sollten die Alarmglocken schrillen, wenn eine violette Farbe zu erkennen ist. Um keinen kapitalen Motorschaden zu riskieren, darfst du dein Töffli bei diesem Symptom nicht mehr fahren! Als Ursachen kommen mehrere Dinge in Frage: Eventuell ist die Düse verstopft und das Gemisch deswegen viel zu mager. Gelegentlich kommt es vor, dass im Zuge von Tuning-Massnahmen ein falscher Luftfilter eingesetzt wurde oder beim Abstimmen nach dem Tuning eine falsche Vergaserdüse gewählt wurde. Solche Fehler würden sich ebenfalls im beschriebenen Zündkerzenbild widerspiegeln. Ein falsch eingestellter Zündzeitpunkt oder eine Zündkerze mit falschem Wärmewert könnten ebenfalls für dieses Zündkerzenbild verantwortlich sein.
Wann müssen Zündkerzen ausgetauscht werden?
Nach Empfehlung der Hersteller sollten Kerzen prophylaktisch etwa alle 3.000 km ausgetauscht werden. Hältst du dich daran und kontrollierst zwischenzeitlich das Zündkerzenbild, bist du auf der sicheren Seite. Stimmen alle anderen, oben erläuterten Randbedingungen an deinem Töffli, sind aber auch längere Austausch-Intervalle denkbar.
Unbedingt erforderlich ist ein Austausch nach Tuningumbauten, weil dann der Wärmewert nicht mehr stimmt. Entdeckst du mechanische Beschädigungen oder hat es Glühzündungen und dadurch eine thermische Überlastung gegeben, die sich zum Beispiel an einer abgebrannten Mittelelektrode erkennen lässt, ist ebenfalls Ersatz fällig. Die Qualität des verwendeten Motoröls kann das Zündkerzenbild ebenfalls beeinflussen. Bestimmt hast du schon Berichte gehört, dass sich die gewünschte rehbraune Färbung der Zündkerze erst einstellte, nachdem der Mofa-Besitzer das besonders kostengünstige mineralische Öl, durch ein halb-synthetisches Produkt ersetzte. Übertriebene Sparsamkeit ist beim Ölkauf mit Sicherheit nicht sinnvoll.
Alles im rehbraunen Bereich?
Mit deinem Töffli bei einer lauen Sommerbrise unterwegs zu sein, was kann es Schöneres geben? Allerdings können einem Probleme mit der Zündung oder dem Motor den Spass erheblich verderben. Regelmässige Wartung und Pflege kommt vor dem Spass und sind unverzichtbar. Anhand der Färbung deiner Zündkerze kannst du den Aufwand in Sachen Wartung allerdings erheblich reduzieren. Entdeckst du jetzt ein sattes Rehbraun, darfst du dich entspannt zurücklehnen und auf die nächste Spritztour freuen.
Bildquellen:
Zündkerze Nahaufnahme: Von Red Rooster – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=527445
Finger halten russige Zündkerze: © Kirill Gorlov – stock.adobe.com
Finger halten saubere Zündkerze: © Анатолий Савицкий – stock.adobe.com
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