Aufbau und Funktion der Lamellenkupplung
Du liebst dein Hödi, aber etwas schneller könnte deine Perle schon sein? Wenn du mit der Leistungsausbeute deines Töfflis nicht zufrieden bist, weisst du natürlich, welche Möglichkeiten sich anbieten. Zylinderkit verbauen, Vergaser aufbohren, Übersetzung verändern, Resonanzauspuff montieren – clevere Töfflimeitli und Töfflibuebe kennen einige Stellschrauben, an denen man drehen kann, um mehr aus der Perle herauszuholen. Doch nicht selten gibt es bei der ersten Probefahrt nach dem jüngsten Tuning-Umbau lange Gesichter: Die originale Kupplung des Mofas rutscht durch und ist offensichtlich nicht in der Lage, die grössere Kraft zu übertragen. Wenn du dieses Problem aus leidvoller Erfahrung kennst, verraten wir dir in diesem Artikel, wie du solche Frusterlebnisse künftig vermeidest.
Welche Aufgabe hat die Kupplung?
Sicher hast du zumindest in groben Zügen eine Vorstellung davon, wie die beim Verbrennen des Treibstoff-Luftgemischs die freigesetzte Wärmenergie in mechanische Energie umgewandelt wird. Im Töffli-Zylinder des Mofa-Motors führt der Kolben deines Hödis eine lineare Auf- und Abwärtsbewegung aus. Der am Kolben befestigte Pleuel überträgt die durch die Verbrennungsgase erzeugte Bewegung auf die Kurbelwelle deines Mofas. Mithilfe von Pleuel und Kurbelwelle wird die rotierende Bewegung bereitgestellt, die für den Antrieb deines Mofas benötigt wird. Beim Anfahren werden jedoch ganz andere Drehzahlen und Drehmomente benötigt, als das beim Fahren mit hoher Geschwindigkeit oder beim Abbremsen deiner Perle der Fall ist.
Das Töffli-Getriebe ermöglicht es, die vom Motor bereitgestellte Antriebsdrehzahl an die jeweils benötigte Ausgangsdrehzahl anzupassen und das Drehmoment nach Bedarf zu regulieren. Ist ein Töffli mit einer Handschaltung ausgestattet, kann der Fahrer je nach Fahrsituation und Last zwischen zwei oder drei verschiedenen Gängen umschalten und auf diese Weise das Übersetzungsverhältnis ändern oder sein Töffli mit laufendem Motor an der Ampel auf grünes Licht warten lassen. Bei jedem Schaltvorgang muss die Übertragung des Drehmoments zwischen Motor und Getriebe unterbrochen werden. Diese Funktion übernimmt die Mofa-Kupplung.
Funktion und Aufbau der Lamellenkupplung
Im Laufe der Zeit entwickelten Ingenieure eine ganze Reihe von Kupplungen, die sich in Aufbau und Funktion unterscheiden. Im Bereich der Zweiradtechnik kommt häufig die Lamellenkupplung zum Einsatz. Diese hat mehrere Vorteile, die für Töfflis sehr relevant sind.
Vorteile der Lamellenkupplungen:
- kompakte Bauweise
- geringer Platzbedarf
- hohe Lebensdauer
- wartungsarm
- niedrige Kosten
- unter Last schaltbar
- 2- oder 3-Lamellenkupplungen eignen sich für Automatik-Getriebe
Wie ist eine Lamellenkupplung aufgebaut?
Um später besser vergleichen zu können, stellen wir dir zunächst den Aufbau und Funktion der Einscheibenkupplung vor, die in der Fahrzeugtechnik häufig zum Einsatz kommt. Bei dieser typischen Kupplungsbauform wird eine Druckplatte mittels Federkraft gegen eine Platte gepresst, die axial verschiebbar ist. Dadurch drückt die Kupplungsscheibe, die auf beiden Seiten mit ringförmigen Reibbelägen versehen ist, gegen das Schwungrad auf der Kurbelwelle. Die auftretenden Reibungskräfte sorgen dafür, dass das Drehmoment auf die Antriebswelle des Getriebes übertragen werden kann. Zum Auskuppeln wird die Kupplungsdruckplatte von der Kupplungsscheibe abgehoben.
Lamellenkupplungen sind kraftschlüssige Mehrscheibenkupplungen. Sie sind mit mindestens zwei Kupplungslamellen ausgestattet, eine Innen- und eine Aussenlamelle. Innenlamelle und Welle sind verzahnt. Ein innenverzahnter, rohrförmiger Träger nimmt die Aussenlamelle auf. Beide Kupplungslamellen sind axial auf der Welle verschiebbar. Das heisst, die Aussenlamelle ist mit dem Kupplungsgehäuse verbunden, während die andere Lamelle in Drehrichtung formschlüssig auf der Welle sitzt. Die Funktion der Lamellenkupplung ist also eigentlich einfach zu erklären. Bei eingeschalteter Kupplung werden die Kupplungslamellen gegeneinander gepresst und die Abtriebswelle wird von der Antriebswelle mitgenommen.
Umrüstung von 2-Lamellen auf 3-Lamellenkupplung
In der Praxis zeigt sich, dass sich durch das Hintereinanderschalten mehrerer Kupplungslamellen grössere Drehmomente übertragen lassen. Das ist der Grund, warum viele Töfflimeitli und Töfflibuebe darüber nachdenken, die 2-Lamellenkupplung ihres Mofas auf 3-Lamellen umzurüsten. Besonders einfach lässt sich so ein Vorhaben zum Beispiel bei einem Töffli realisieren, das über einen Sachs 505 Motor verfügt. Der Hersteller wies in seinen Werkstattbüchern selbst auf diese Option hin. Ein paar Teile musst du dir zusätzlich beschaffen, wenn du die Umrüstung vornehmen willst. Glücklicherweise ist das in der Regel ohne grösseren Aufwand möglich. Wie der Um- und Aufbau geht, erklären wir am Beispiel eines Hercules-Prima 5 Hödis. Für den Umbau benötigst du drei neue Aussenlamellen, passende Stahlscheiben mit einer Stärke von 1,8 mm und eine mit 2,5 mm Stärke. Zudem eine Distanzscheibe, drei Nadelrollen und eine flache Druckschale. Sollte die alte 2-Lamellenkupplung deines Mofas nicht mehr zu gebrauchen sein, benötigst du zusätzlich einen neuen Kupplungskorb, eine gelochte Scheibe, eine Tellerfeder sowie eine passende eine Mutter.
Kleiner Tipp für alle, die nach dem Einbau nicht lange auf die Testfahrt warten wollen
Lege die Lamellen vor dem Einbau in entsprechendes Motoren- / Getriebeöl ein, damit sich der poröse Kupplungsbelag bereits vollsaugen kann. Ansonsten hast du einen trockenen Einsatz der Beläge, welche sich sehr stark verschleissend und schlechtesten Falles zerstörend darauf auswirkt.
So gehst du beim Zusammenbau der Kupplungslamellen vor:
Beim Aufbau beginnst du mit der gelochten Scheibe und der Hülse. Die gefräste Seite der Scheibe muss dabei in Richtung Kurbelwelle zeigen. Im zweiten Schritt folgen der Kupplungskorb und eine weitere Scheibe. Es folgt der Distanzring der Tellerfeder. Dieser muss beim Umrüsten auf 3-Lamellenkupplung umgedreht werden, sodass die drei Stufen nach oben zeigen. Anschliessend werden die Lamellen und Stahlscheiben aufgesetzt.
Für eine reibungslose Funktion musst du beim Zusammenbau penibel auf die richtige Reihenfolge achten:
- Stahlscheibe 1,8 mm
- Außenlamelle
- Stahlscheibe 1,8 mm
- Außenlamelle
- Stahlscheibe 1,8 mm
- Außenlamelle
- Stahlscheibe 2,5 mm
Zum Abschluss setzt du die Scheibe mit den abgeflachten Seiten auf. Achte auch hierbei darauf, dass die gefräste Seite der Scheibe zum Kupplungskorb zeigen muss.
Lamellenkupplung deines Mofas umrüsten – ein spannendes Projekt
Sitzt alles wieder am richtigen Platz, wird es höchste Zeit für eine Probefahrt ums Eck, um die Funktion der Lamellenkupplung zu testen. Hast du alles richtig gemacht, müsste die Kupplung deines Töfflis im Vergleich zu vorher in der Lage sein, grössere Drehmomente zu übertragen. Bleibt die Frage, wie du bei der nächsten (Wett-)Ausfahrt mit 3-Lamellenkupplung abschneidest. Wir drücken dir aber auf jeden Fall jetzt schon die Daumen.
Weiter lässige Artikel
Die Kupplung an deinem E50-Motor einstellen
